Um eine Anlageentscheidung zu treffen, sind viele Informationen gleichzeitig zu berücksichtigen. Da Menschen begrenzte Kapazität bei der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen haben, müssen sie Informationsquellen nach ihrer Relevanz gewichten. Je relevanter eine Informationsquelle eingeschätzt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass bestimmte Heuristiken zur Anwendung kommen, welche Fehleinschätzungen begünstigen.
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Je mehr eine Informationsquelle geschätzt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass bekannte Entscheidungsregeln, die auch in anderen Lebensbereichen genutzt werden, angewendet werden, um Anlageentscheide zu fällen. Aber nicht immer eignet sich eine solche Regel im Kontext von Anlageentscheide und kann somit zu Missinterpretationen der Informationen führen.
Auffällige Kursbewegungen
Misst ein Kunde den Kursentwicklungen grosse Bedeutung bei, läuft er Gefahr nach Indikatoren für die weitere Kursentwicklung zu suchen, die objektiv betrachtet keine Vorhersage zulassen. Diese Gefahr ist bei einer kleinen Anzahl Beobachtungen (z.B. bei kurzen Zeitreihen) am höchsten, da Eigenschaften der Grundgesamtheit nicht zwingend in kleinen Stichproben zu finden sind. Mit anderen Worten, kleine Stichproben können durchaus ein anderes Bild vermitteln als die Gesamtheit der Daten, aus der sie gezogen wurden.
Medienberichte
Medienberichte können wichtige Informationsquellen sein. Sie dürfen allerdings nicht überschätzt werden, da Medienberichte aus Aktualitätsgründen und/oder um einen Boulevard-Effekt zu erzielen, häufig einseitig (vor allem wenn es um negative Ereignisse geht), abgefasst werden und oft Gesamtzusammenhänge ausser Acht lassen.
Werbebroschüren
Wie der Name bereits sagt, dienen Werbebroschüren von Banken in erster Linie der Bewerbung und dem Verkauf von Produkten. Die enthaltenen Informationen sollen Interesse wecken und erst im Kundengespräch vertieft und erläutert werden. Werbebroschüren dürfen daher nicht als Ratgeber im eigentlichen Sinn gelesen werden.
Freunde
Anleger fühlen sich oftmals sicherer in ihrer Entscheidung, wenn diese von andern mitgetragen wird. Die Tendenz sein Verhalten anderen anzugleichen, kann sogar soweit führen, dass Anleger Empfehlungen von Freunden folgen, obwohl sie eigentlich anderer Meinung sind. Dieses Verhalten kann mit dem Bestreben nach Konformität erklärt werden. In vielen Bereichen, wie beim Erlernen von Sprachen, kann Konformität hilfreich sein. Im Bereich der Vermögensanlage kann das Bestreben nach Konformität den Herdentrieb motivieren. Mit Herdentrieb wird die Beobachtung bezeichnet, dass sich Anleger wie in einer Herde verhalten, d.h. dass sie in ihren Anlageentscheidungen der Masse folgen.
Wenn sich der Markt in einer Momentum-Phase befindet, ist Herdenverhalten profitabel. Allerdings muss der richtige Zeitpunkt zum Ausstieg erkannt werden, was für Privatanleger oft sehr schwierig ist. Beim Versuch von einer Momentum-Phase zu profitieren, tendieren Anleger dazu, bei hohem Aktienkurs zu kaufen und bei tiefem Aktienkurs zu verkaufen.
Da Freunde dazu neigen, dasjenige zu empfehlen, mit dem sie selbst Erfolg hatten resp. von dem sie gehört haben, dass andere damit erfolgreich waren, ist bei solchen Empfehlungen das Risiko gross, dass der ideale Moment des Einstiegs bereits verpasst ist.
Eigene Einschätzung
Wer sachlich und nüchtern logische Schlussfolgerungen aus der eigenen Markteinschätzung ziehen kann, ist damit gut beraten. Oft werden jedoch die eigenen Fähigkeiten zur Marktbeurteilung überschätzt. Die Selbstüberschätzung führt dazu, dass Risiken unterschätzt werden.
Um abzuklären, ob ein Anleger seine eigenen Fähigkeiten über- und Risiken dadurch falsch einschätzt, kann der Wissensstand und die Erfahrung des Anlegers beigezogen werden.
Misst der Kunde seiner eigenen Einschätzung am meisten Relevanz bei, so gilt dies dann als angemessen, wenn sich der Wissensstand und die Erfahrung als ausreichend erwiesen haben. Haben sich hingegen der Wissensstand und die Erfahrung des Anlegers als ungenügend erwiesen, muss von einer Selbstüberschätzung ausgegangen werden.